Eine Reise nach London und zu mehr Erkenntnis
Im frühen Indien wurde die Lehre des Yoga kostenfrei, dafür mit der Verpflichtung zu Hingabe weitergegeben. Der Schüler lebte teils über viele Jahre hinweg bei seinem Guruji. Respektierte und verehrte ihn bedingungslos. Dafür wurde er in die Philosophie und die Asana-Praxis eingeweiht.
Man besucht regelmäßig den Yogaunterricht und stellt fest: »Ich will mehr!«
Wie versteht man diese Tradition hier und heute bei uns im Westen? Nach einer gewissen Zeit hat man einige Erfahrung in seiner Yogapraxis gesammelt. Für sich einen Yogastil und auch den dazu passenden Lehrer gefunden. Fleissig besucht man regelmäßig den Unterricht und stellt irgendwann – hoffentlich – fest: »Ich will mehr!« Wie passend, wenn der Lehrer in seiner Yogaschule eine fundierte (und bezahlbare) Ausbildung anbietet. Dies ist hier bei uns im Westen der gängigste Weg, um mehr über den Yoga erfahren und lernen zu können. Vor allem, wenn man vor hat, seine eigene Erfahrung und sein Wissen weiterzugeben.
Binnen Sekunden war ich demütig und dankbar.
Was aber zeichnet einen guten Yogalehrer aus? Sogenannte Lehrer sind mir persönlich schon ein paar begegnet. Gelernt habe ich von den meisten wohl eher, wie ich es nicht machen möchte und dass ich deren Pfaden weder verehrend, noch bedingungslos folgen möchte. Diese Erkenntnis hat mich nicht nur Geld gekostet, sie war auch sehr ernüchternd. An sich hatte ich deshalb bis vor kurzem den festen Standpunkt, keinen Lehrer mehr zu brauchen und praktizierte munter vor mich hin.
Als mein Weg mich auf meiner Hochzeitsreise nach London führte, hatte ich eine Begegnung, welche mich binnen Sekunden dankbar und demütig machte. Mein frisch gebackener Ehemann, hatte uns als Highlight unserer Reise eine Yogastunde bei einem inspirierenden, aber uns bisher unbekannten Yogalehrer gebucht. Sven hatte ihn vor längerer Zeit auf YouTube entdeckt und war von ihm beeindruckt. Also kontaktierte er ihn kurzerhand per E-Mail. Wir sollten uns als »das Ehepaar aus Deutschland« vor dem Kurs bemerkbar machen. Dies war allerdings nicht notwendig, denn als Luiz Veiga die Yogaschule betrat, kam er schnurstracks auf uns zu. Er begrüßte uns herzlich und kam auch gleich auf den Punkt: »Let me hear your Ujayii breath!«, forderte er uns mit seiner eindrucksvoll tiefen Stimme auf. Uns war gleich klar: »Schluß mit lustig!«. Irgendetwas würde sich in Kürze gravierend verändern …
Wir betraten ehrfürchtig den Yogaraum und waren sehr erstaunt. Es herrschte keine Stille, sondern ein sich wiederholender Sound erfüllte den Raum. Sven und ich sahen uns verblüfft an.
Schweißgebadet, voller Fragen und unsagbar dankbar erlebten wir in diesen 75 Minuten, wie kompetent, zielstrebig und unnachgiebig ein unaufgeregtes und völlig allürenloses Lehrersein aussehen kann. Und wir erlebten live die wahre Kraft des Ashtanga Vinyasa Yoga. Wir wurden für den übernächsten Tag zu einer Mysore-Stunde eingeladen und erfuhren gleich vor der Stunde: »If you think you are going to practice the whole Primary Series today – this is not going to happen!« Schluck … ein Mann, ein Wort!
Beim gemeinsamen Kaffeeplausch nach dieser intensiven Mysore-Praxis erfuhren wir von Luiz: eine Meinung. Ein Konzept. Eine gelebte Überzeugung. Eine Lebensgeschichte. Das hat Sven und mich dazu gebracht, wieder jemanden als echten Lehrer anzuerkennen.
Ganz klar ausgerichtet und ohne viel Tamtam eröffnet Luiz mit einem tiefen »good evening« die Stunde, stellt den Atem ins unverrückbare Zentrum seines Unterrichts und bringt den Ashtanga Vinyasa Yoga in das Licht, das er verdient. Die weisen Worte: »An instructor simply shows you the asana. A teacher helps you to discover how to feel it, how to get into it«, spiegeln exakt sein Wesen. Zielführende, unaufgeregte Kompetenz. Verbunden mit einem erkannten, selbsterlebten Weg, der zu einem eigenen Konzept wurde.
Dies ist meiner Meinung nach das, was einen Yogalehrer auszeichnet.
Luiz Veiga hat Sven und mir erlaubt, seinen – wir nennen ihn liebevoll »breathing sound« – in unseren Yogastunden einzusetzen. Dieser Sound nimmt deinem Ego den Wind aus den Segeln – er ebnet dir den Weg in eine demütige, ruhige und gleichmäßige Ausrichtung auf der Yogamatte.
Gleichmäßig fließt dein Atem. Er führt über die Bewegung deines Körpers in den Frieden mit dir selbst. Du spürst und erfährst dich. Echt. Fest verwurzelt. Stark ausgerichtet. Friedlich und kräftig. Das ist – für mich – die Essenz von Ashtanga Vinyasa Yoga.
Dear Luiz,
from the botton of our hearts, we would like to thank you for your time and attentiveness during our honeymoon-yoga-stay in London. Thank you also for your confidence in us, for using your soundfile in a professional and responsible way with our students. We really appreciate that.
You inspired us with the way you feel and teach Ashtanga Vinyasa Yoga. We are glad to call you our teacher on our journey on the yogic path. We hope to see you again soon.
Keep up the truth, the flow and the good work!
Love and Peace,
Sven & Michaela
In unserem Workshop »Alignment im Yoga« am 8. Dezember 2018 im Samsara Nürnberg werden wir über die Ausrichtung von Geist und Körper sprechen. Unter anderem stellen wir hier auch den »breathing sound« vor.
Luiz Veiga und wie er Ashtanga Vinyasa Yoga versteht.
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