Wie soll er sein, der Mann aus dem Traum?
Diese Frage stellen sich viele junge Frauen. Ich denke, die Antwort war und wird immer die Gleiche bleiben:
Gutaussehend soll er sein. Zuhören soll er können. Zärtlich und einfühlsam wäre gut. Einen Job muss er haben und - hier teilen sich schon ab und an die Meinungen - er sollte gern reisen und erfolgreich sein, oder eben ein Familienvater werden wollen. Oder all das zusammen! Er soll das Symbol vom Fels in der Brandung darstellen. Handwerklich alles übernehmen können. Sauber, gut riechend und weder zu fordernd, noch zu nachgiebig sein. Die Frau von heute möchte auch begehrt werden und sich unabdinglich attraktiv und gewollt fühlen, in seiner Gegenwart. Die Liste an Ansprüchen könnte ich jetzt noch ein gutes Stück weiter ausführen.
Verzwickt für den Mann.
Er soll meine Geschichte glauben!
Warum, fragt sich die Frau? Ich gebe doch schon von Natur aus so viel. Werde nach wie vor benachteiligt, unterdrückt und Männer nehmen sich immer was sie wollen, ohne jegliche Konsequenz. Ich wiederum, als Frau, wenn mit zu vielen Männern schlafe, bin ne Bitch. Ne Schlampe. Ich bin zu dick oder noch nicht dünn genug. Meine Brüste sind zu groß oder nicht groß genug. Ich bekomme nach wie vor nicht das gleiche Gehalt, bei jedoch gleicher Leistung und ich bestehe auf gendern. Schließlich bin ich nun mal kein Pilot, sondern eine PilotIN. Kein Handwerker, sondern eine HandwerkerIN. Ich bin eine she/her. Ich habe das Gefühl als Frau, dies immer und zu jeder Zeit - ja - an den Mann bringen zu müssen und ich möchte, dass er sich meine Geschichte anhört. Er muss sie hören, meine Geschichte, damit er eben so für mich da sein kann, wie ich es brauche. Nicht so, wie er es kann oder gerne möchte. Nein. So nicht! Er muss verstehen..
Er muss sich anpassen.
Nur so kann der Mann von heute, ein guter Mann, für die Frau von heute sein. Ich finde, das ist für he/him wirklich eine verzwickte Situation. Ihm wird viel Schuld zugesprochen für das scheinbare Leid der europäischen Frau. Er trägt viel Verantwortung und muss noch mehr davon übernehmen, damit sich Frau von heute wohlig und geborgen fühlt. Er muss sich anpassen, sonst wird das nichts! Er wird viele Geschichten zu hören bekommen und er wird verwirrt sein. Er wird ein Bild von einer Frau bekommen, die, statt Geschichten ein Ende zu geben, immer in ihnen gefangen bleibt. Er wird denken, dass er nie gut genug ist, da er nie genügend von sich gibt um es ihr recht zu machen. Er wird nicht verstehen, was den Frauen widerfahren ist, denn er würde so etwas gar nie mit einer Frau machen und dennoch muss er die Geschichte der anderen Männer ausbaden. Schwierig!!
Habe ich eine ernsthafte Angststörung?
"Ich fordere das Leid der Weiblichkeit für mich und meine Schwestern ein!" So ruft Frau von heute in ihrem Selbstfindungsseminar. Gemacht von Frauen für Frauen. Männer sind unerwünscht. Ist das der Feminismus von heute? Bedienen sich Worte in anderen Sprachen dem Hinweis darauf, dass es wirklich dringlich ist, das Anliegen der Frau? Wenn ich also von Anxiety spreche, was genau habe ich dann? Und was will ich, dass mein Mann hört? Habe ich eine ernsthafte Angststörung, oder habe ich Angst vor etwas wie Höhe, Mäusen oder einer Bergabfahrt auf meinem Rennrad? Was also steckt da gerade dahinter - in dieser Form des Gehörverschaffens für die Frau und was macht es mit dem Mann? Ist das ein - sich auf Augenhöhe begegnen? Ist das eine Form von Gleichberechtigung?
Dieses Them findet sich häufig, in Einzelsitzungen mit jungen Frauen und in Paartherapien mit Menschen in ihren 40gern. Ich persönlich finde es spannend und würde mich freuen, wenn Mann Mann sein kann. Frau Frau sein kann. Sich beide begegnen. Sie sich sehen und hören. Blanko.Wenn beide sich ihre Wünsche, Bedürfnisse, sowie auch Ängste mitteilen können, ohne, dass es sich immer um die Vergangenheit dreht. Sondern das beide sich im Hier und Jetzt finden dürfen. Mit allem, was im Hier und Jetzt sich zeigen mag! So kreiert sich Zukunft - in Beziehung - miteinander!
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